Laut Varta-Führer
gehört dieses Hotel zu den fünf besten in Deutschland. Unser
Zimmer mit Himmelbett und Kachelofen (bei 30 C nicht ganz so wichtig)
ist in einem aufwendigen Landhausstil mit vielen Holzschnitzereien gehalten.
Eine schöne gepolsterte Bank und ein kleiner Balkon mit bequemen
Stühlen laden zum Sitzen ein. Alle Hotelangestellten waren von einer
nicht aufgesetzten, freundlichen und angenehmen Art.
Begrüßt
wurden wir mit einer erfrischenden Apfel-Schorle. Der Empfang und Service
ist sehr aufmerksam - bei 65 Angestellten und nur 29 Zimmern - ist dies
auch zu vermuten. Auf unserem Zimmer liegen neben Obst auch kleine Snacks
und verführerische Trüffelpralinen in einem (viel zu großen)
Umfang bereit, der durch seinen Sättigungscharakter für das
Restaurant schon fast geschäftsschädigend ist. Wenn auch nicht
so groß wie die Suite im Landhaus Ohlenbach, so ist dieses Zimmer
von der Möblierung eigentlich noch schöner, wenn auch manches
- wie die Tischlampe mit dem - nicht- röhrenden Hirsch nicht undbedingt
unserem Geschmack entspricht.
Originell ist
auch, daß abends nicht nur die Betten aufgedeckt waren, sondern
auf dem Bettvorleger auch Blütenblätter verstreut waren. Überzogen
dagegen, daß auch noch eine Flasche Sekt und nochmals wieder 2 Stück
Kuchen auf dem Zimmer lagen. Im Gegensatz zu dem sonstigen Aufwand war
dagegen das Toilettenpapier von billigster Qualität.
Die ganz große
Enttäuschung gab es dann in den Jagdhaus Stuben beim Essen (das eigentliche
Gourmet Restaurant hatte zwar geschlossen, aber auch die Jagdhaus Stuben
waren in den Führern mit Auszeichnungen ausgestattet) Wie immer -
wenn möglich- bestellten wir das Überraschungsmenü, das
enthebt uns von der Qual der Wahl und war bisher bei allen Restaurants
auch das Aushängeschild eines Restaurants.: Hier gab es aber als
Schlemmermenü Kartoffelsuppe vorweg und Kotelett als Hauptgang, bei
dem zusätzlich der Kartoffelgratin völlig fad und pappig war.
So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Darauf angesprochen, entschuldigte
sich der Ober und sagte, daß eine Verwechslung der Küche vorlag,
die uns das einfachere (jund deutlich preiswertere) Mittagsmenü zubereitet
hätte. Man versuchte es dann wieder gut zumachen, in dem es einen
sehr guten und leichten Dessert gab. Um so überraschter war ich dann
aber bei der Rechnung - hier stand der Preis für das Überraschungsmenü
und nicht für das deutlich billigere Mittagsmenü. Als ich meiner
Verwunderung Ausdruck gab, sagte man dafür hätten wir ja ein
schönen Dessert und einen kostenlosen Espresso erhalten- das erschien
mir dann aber doch ziemlich frech und ich ließ den Geschäftsführer
kommen, der sich dann nochmals entschuldigte und die Rechnung korrigieren
ließ.
Irgendwie wurden wir das Gefühl nicht los, daß das alles nicht
zufällig war, auch wenn der Koch in Urlaub sein sollte (über
diese Erklärung wundere ich mich jedes Mal - was interessiert mich
es, ob der Koch Urlaub macht - für den gleichen Preis möchte
ich gleiche Qualität, ganz gleich wer gerade in Urlaub ist), zumal
beim phantasielosen Gruß aus der Küche der geräucherte(!)
Schinken auch noch als Parma-Schinken deklariert wurde.
Auch das Frühstücksbuffet hinterließ ein ambivalentes
Gefühl: einerseits konnte man Kaviar und Champagner bekommen, auf
der anderen Seite war der bäuerliche Aufschnitt, die Käseauswahl
und der Fruchtsalat lange nicht von der Qualität und Raffinesse wie
im Waldhaus Ohlenbach. Ambivalenz auch beim Orangensaft: neben den selbst
zu pressenden Orangen (mit einer sehr originellen Saftpresse mit Erlebnischarakter)
stand Orangensaft, der wohl "frisch-vor-gepreßt" vorgeben
sollte, jedoch Granini-Qualität hatte und keinesfalls aus den daneben
liegenden Orangen stammte..
Insgesamt also beim Jagdhof Glashütte ein zwiespältiges Gefühl
- einerseits sehr schöne und aufwendige Zimmer und ein sehr guter
Zimmerservice und wir haben es auch sehr genossen, daß wir vom Wanderziel
abgeholt und am nächsten Tag auch ziemlich früh von der angenehm
freundlichen Chefin wieder hingefahren wurden - (und dass es Frühstück
auch bereits ab 7 Uhr gab), auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl,
das bei diesem Hotel das Spektakuläre im Vordergrund stand, und darüber
der Qualität der übrigen Speisen weniger Aufmerkamkeit gewidmet
wurde. Diese Ambivalenz war auch beim Frühstücksbuffet zu spüren.
Insofern wundere ich mich, dass die Tester des Varta Führer diese
Blendeffekte so überbewertet haben, dass sie das Hotel zu den fünf
besten in Deutschland erwählt haben. Das Waldhaus Ohlenbach hat auf
uns jedenfalls einen deutlich besseren Gesamteindruck hinterlassen.